Seit es Smartphones mit Kamera gibt, ist plötzlich jeder Hobby-Fotograf. Ich möchte die Leistung von vielen Hobby-Fotografen hier gar nicht schmälern – gelegentlich sieht man auch auf Instagram oder anderen Plattformen durchaus, dass einiges an Talent in den Bildern steckt. Professionelle Fotografie ist aber immer noch etwas völlig anderes – aber auch die Bildergebnisse sind anders. Hinter professioneller Fotografie steckt aber eben auch deutlich mehr als hinter schnellen Bildern mit der Smartphone-Kamera.

Professioneller Fotograf versus begabter Amateur

Begabte Amateure mit gutem oder teilweise sogar sehr gutem Equipment sind in manchen Feldern heute durchaus eine Konkurrenz für professionelle Fotografen – das kann man nicht von der Hand weisen. Es wurden auch noch nie in der Geschichte der Menschheit so viele Bilder veröffentlicht wie heutzutage. Die wenigsten davon stammen allerdings von professionellen Fotografen.

Was einen Amateur von einem Profi unterscheidet ist überall gleich: Ein Profi hat eine fundierte Ausbildung, beherrscht sein Handwerk und arbeitet schnell, kompetent und immer gleichmäßig professionell. Das sind Dinge, die ein Amateur einfach nicht im gleichen Maß beherrscht.

Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Bereich der Hochzeitsfotografie: legt man Hochzeitspaaren Bilderkataloge von vergangenen Hochzeiten vor, werden fast alle die Bilder der professionellen Fotografen als „besser“ beurteilen. Gerade bei der Hochzeitsfotografie entsteht ein Arbeitsumfeld, mit dem Amateure nur sehr schwer zurechtkommen: Man arbeitet immer unter Zeitdruck, hat wenig Möglichkeiten, Posen und Positionen zu planen oder zu entwerfen, und soll möglichst ständig kreative Einfälle für ganz besondere Bilder aus dem Ärmel zaubern. Das erfordert viel Professionalität und Geschick – und sein Handwerk muss man dafür „blind“ beherrschen. Wer noch mit der Kamera und ihren Einstellungen zu kämpfen hat, hat kaum mehr Zeit, sich noch über gute Bilder Gedanken zu machen. Am Endergebnis sieht man das meist deutlich.

Warum sind professionelle Fotografen so teuer?

Die kurze Antwort auf die Frage lautet wohl: „Weil wir eben professionell arbeiten“.

Mir persönlich wird die Frage nicht so häufig gestellt – ich weiß aber, dass viele andere Fotografen praktisch ständig damit zu kämpfen haben, darum möchte ich sie an dieser Stelle auch einmal kurz aber umfassend beantworten.

Viele Menschen unterschätzen den Aufwand für unsere Arbeit völlig. Ein zweistündiges Shooting kann durchaus häufig einen Gesamtaufwand von rund 8 Stunden oder mehr bedeuten. Die vielen Nebenarbeiten, die anfallen, sieht leider niemand:

-Konzept

-Location finden (wenn das Shooting nicht im Studio stattfindet)

-Abstimmung mit dem Kunden

-An- und Abfahrt zur Location

-Sichtung, Erstbearbeitung, Onlinestellen der Bilder

-Feinbearbeitung der Bilder

-Übergabe der Bilder an den Druckdienstleister

-Rechnungstellung und buchhalterischer Aufwand

-Archivieren der Bilder, Nachbesprechen mit dem Kunden

Alle diese Zeitaufwände fließen dann natürlich in das zweistündige Shooting mit ein. Wer professionell arbeitet, kommt um diesen Aufwand auch nicht herum. Daneben müssen auch noch eine Menge anderer Kosten (Equipment, Studio, laufende Kosten, Lizenzgebühren, etc.) auf die einzelnen Shootings mit umgelegt werden. Ein Fotograf muss wie jeder andere auch seine Kosten decken und seinen Lebensunterhalt verdienen. Zieht man alles das in Betracht, sind Fotografen gar nicht „teuer“ – sondern kalkulieren häufig schon sehr knapp.

Amateure haben diese Kosten nicht zu tragen – und müssen in der Regel auch von ihrem Beruf nicht leben. Das ist wirtschaftlich natürlich eine völlig andere und gar nicht vergleichbare Situation. Das Bildergebnis ist in vielen Fällen dann leider aber auch nicht vergleichbar – auch wenn viele Amateure das immer wieder in Abrede stellen.

Professionelle Fotografen werden mehr

Dazu kommt, dass es immer mehr Menschen, vor allem junge Leute, zur professionellen Fotografie zieht. Oft kommen auf 20 – 30 freie Ausbildungsplätze 300 Bewerber oder mehr.

Die Auswahl an Studiengängen ist in Deutschland riesig, auch die Vielfalt der Ausbildungen nimmt zu – einige sind mehr künstlerisch angelegt, bei anderen spielt Fotojournalismus als Beruf die tragende Rolle. Wieder andere Universitäten versuchen im Fotografiestudium möglichst gleichmäßig verteilte Schwerpunkte zu setzen. Es sind also nicht nur viele, teils recht begabte Amateure unterwegs, sondern es drängen gleichzeitig durchaus auch viele gut ausgebildete Jungfotografen auf den Markt.

Im Grunde ist das begrüßenswert, finde ich. Und es zeigt, dass es eben hinter dem begabten Amateur doch noch eine weitere Stufe der Professionalität und des Könnens gibt. Sonst würden sich ja nicht Jahr für Jahr so viele Menschen um eine Ausbildung bemühen.