Egal ob Sie sich auf Landschafts- oder Architekturfotografie spezialisiert haben, oder auch in einem anderen Bereich der Fotografie arbeiten: die Auswahl des richtigen Motivs ist für jeden Fotografen eine Basisfertigkeit. Worauf man bei der Motivauswahl achten sollte, und welche grundlegenden Dinge man hier immer im Kopf haben sollte, möchte ich noch einmal kurz für alle Interessierten in diesem Beitrag erklären.

Die Sicht der Dinge ist immer subjektiv

Wir haben alle einen individuellen, oft ganz unterschiedlichen Blick auf die Welt. In einem geflügelten Wort könnte man das etwa so ausdrücken: „Wenn drei Menschen das Gleiche betrachten, sieht dennoch jeder etwas ganz anderes“. Dieser Satz enthält tatsächlich eine Menge Wahrheit.

Während der eine mehr auf die Details achtet, fallen dem anderen vor allem Stimmungen ins Auge, der Dritte nimmt vielleicht Bewegungen am Motiv intensiver wahr.

Wichtig ist bei der Motivauswahl nur, dass man tatsächlich das abzubilden versucht, was man selber sieht – und versucht genau das so gut wie möglich herauszuarbeiten und einzufangen. Das kann beim einen die Bewegung sein, beim anderen die Stimmung – während der Dritte vor allem den Fokus auf die Details lenkt. Jedes Bild von jedem dieser Menschen wird leicht anders aussehen, weil es SEINEN Blick auf die Welt und die Szene wiedergibt – aber daran ist nichts verkehrt – genau das macht Fotografie aus.

Das Abbilden, was einem ins Auge springt

Motive finden Sie am besten intuitiv. Achten Sie einfach darauf, worauf Ihr Blick unwillkürlich länger ruht oder verweilt. Damit haben Sie in den meisten Fällen schon ein gutes Motiv gefunden. Der Rest ist nur noch die Auswahl des passenden Bildausschnitts, damit das was Sie sehen, tatsächlich klar herauskommt und auch für andere sichtbar wird.

Motive mit den Augen suchen

Es ist ein echtes, leider unausrottbares Klischee, dass Fotografen immer die Kamera vor dem Auge haben – wenigstens geistig. In Wirklichkeit ist genau das Gegenteil der Fall. Motive findet man mit zwei Augen, nicht eindimensional durch den Sucher.

Kleine Kunstgriffe für die Praxis

Wenn sich kein Motiv aufzutun scheint, versuchen Sie einfach einmal eine unübliche Perspektive einzunehmen. Aus einem ungewohnten Blickwinkel werden aus vielen Dingen oft plötzlich interessante Motive.

Die Drittelregel, die eigentlich schon jedem Anfänger ans Herz gelegt wird, sollten Sie auch tatsächlich immer beherzigen. Es gibt nur einige wenige Situationen, wo es sich wirklich lohnt, diese Regel zu brechen. Im Normalfall fährt man sehr gut damit.

Konzentrieren Sie sich immer auf ein Hauptmotiv in Ihrem Bild. Versuchen Sie, nicht zu viele Details ins Bild zu bekommen – der Gesamteindruck zählt. Weniger ist hier oft mehr, wenn es um Details geht.

Neue Perspektiven finden

Wenn Ihnen gerade nichts einfällt, versuchen Sie einmal die Welt mit Weitwinkelobjektiv, Teleobjektiv oder Makro neu zu entdecken. In vielen Fällen verändert die Brennweite des Objektivs die sichtbaren Motive grundlegend, manchmal gibt es dabei etwas Spannendes zu entdecken, das man so sonst nicht gesehen hätte.

Die Bildaussage

Kennen Sie das Wort „nichtssagend“? Wenn uns ein Bild nichts sagt, wenn es nichts ausdrückt, was wir verstehen oder erkennen könnten, dann ist es „nichtssagend“. Genau das sollte man beim Fotografieren aber tunlichst vermeiden.

Eine echte Bildaussage zu finden gelingt oft erst, wenn man innerlich einen Schritt zurücktritt, und die Welt einfach mit etwas Abstand betrachtet. Wenn man aus seinen eigenen Gedanken und seinen festgefahrenen Weltbildern einmal herausgetreten ist, fällt es oft leichter aufmerksam um sich herum zu schauen, was die Szene einem mitteilen könnte. Der alte, knorrige Baum der schon richtig verwittert ist, und dennoch beeindruckend stabil steht – das erinnert an alte Menschen, die noch fest im Leben stehen. Oder ein einzelnes Blatt, das für sich allein im Bach vor sich hintreibt und vom Wasserstrudel eingefangen wird – auch das bietet eine Parallele zu sehr menschlichen Erfahrungen. In diesem Bereich kommen sich dann Fotografie und Philosophie oft sehr nahe.